aktiv!magazin Herbst / Winter 2014 - page 23

L E O N A R D C O H E N
Leonard Norman Cohen
wurde am 21 . September 1 934 in Montreal, Kanada, geboren. Als Sohn eines
russisch-jüdischen Textilkaufmannes erlebt er eine behütete Kindheit ohne existenzielle Nöte. Die
Familie gehört dem eher betuchten Mittelstand an. Die Mutter prägt als Tochter eines Talmudgelehrten
sicher das religiöse Empfinden und den Bildungshunger des Heranwachsenden, der schon früh einen
Sinn für Poesie entwickelt. Die Musik hält in Gestalt einer Gitarre Einzug in sein Leben S mit dem
Instrument möchte der 1 3-Jährige nach eigenem Bekunden, typisch Teenager, die Mädels beeindrucken.
Allerdings ist er weit davon entfernt ein leichtfüßiger Liedermacher zu werden. Während seines
Literaturstudiums gründet er zwar eine Country Folk Band, seine Leidenschaft aber gilt der Dichtkunst.
1 956 erscheint sein erster Gedichtband, 1 964 folgen die aFlowers for HitlerQ, verstörend-ergreifende Lyrik,
geschrieben auf der griechischen Insel Hydra.
Mitte der 1 960er Jahre vertont der junge Dichter aSuzanneQ S ein Song den Judy Collins aufnimmt und
der letztlich dafür sorgt, dass Cohen 1 967 einen Plattenvertrag in New York unterzeichnen kann. Noch im
gleichen Jahr feiert er sein Debüt als Sänger beim Newport Folk Festival. Langsam verlagert er seinen
Schwerpunkt in Richtung Musik, bis heute verkauft er seine Alben weltweit an die 6 Millionen mal.
Anfangs spartanisch instrumentiert,
gönnt er den Titeln zunehmend orchestrale Begleitung.
Sein
politischstes Oeuvre ist aThe FutureQ, ein düsterer Blick in die Zukunft S der vor dem Hintergrund des
Mauerfalls und des Zerfalls kommunistischer Machtstrukturen verwundert.
Dieser melancholische, bisweilen regelrecht misanthrope Charakter bleibt typisch für den Musiker, wenn
auch mit zunehmendem Alter immer wieder humorige Elemente in seinen Songs aufblitzen. Vor allem,
nachdem der Künstler in den 1 990-er Jahren im buddhistischen Mount Baldy Zen Center als Mönch
aJikanQ (Der Stille) zu seiner inneren Mitte findet. Nach etlichen Jahren verlässt er das Kloster um zur
Jahrtausendwende wieder ein weltliches Leben aufzunehmen.
Mit der Kalifornierin Suzanne Elrod hat der aPoet mit
der empfindsamen SeeleQ zwei Kinder, Sohn Adam
(geboren 1 972)
ist ebenfalls Musiker geworden,
Tochter Lorca (geboren 1 974) arbeitet als Fotografin
und Filmemacherin. Sie ist es, die einen für ihren
Vater finanziell folgenschweren Betrug aufdeckt. Die
Managerin Cohens, Kelly Linch, hat ihn offenbar über
Jahre um Millionen Dollar Einnahmen gebracht.
Während Cohen für die breite Masse mit Titeln wie
aSuzanneQ,
aLover,
loverQ (übigens dem einzigen
Nummer-Eins-Hit in den deutschen Charts) und aSo
long, MarianneQ unvergesslich bleiben wird, hat er
selber andere Favoriten. Das gesungene Gebet aIf It be
Your WillQ ist aus seiner Sicht das Beste, was er als
Musiker hervorgebracht hat S neben dem mehrfach
gecoverten aHallelujahQ.
Ob er das Urteil aufrecht
halten wird ist nicht gewiss.
Denn mit aPopular
ProblemsQ
hat der 80-Jährige ein Spätwerk
hervorgebracht, das zum aKlassikerQ taugt. Die Wucht
des Understatements,
das an die frühen
Veröffentlichungen erinnert, geht ins Mark.
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