aktiv!magazin Herbst / Winter 2014 - page 53

Pflegebedarf von Dieter
genehmigt bekommt. Aber diese
Genehmigung lässt auf sich
warten.
Denn Dieter würde niemals Geld
einfach so rausschmeißen. Schon
gar nicht für die Pflege seiner
Mutter.
Am Ende bliebe
womöglich für ihn nichts mehr
übrig. Er hat ja in Ingrid eine
Dumme gefunden,
die seine
Arbeit übernimmt – und das
unentgeltlich.
Keinen Cent
verlangt sie dafür. Praktisch. Ein
genialer Deal. Blödnur, dass ihn
der Pflegedienst
ständig
anschreibt und auf die
Versorgungssituation hinweist.
Wissen diese Idioten denn nicht,
dass die Ingrid mithilft!? Dieter
ist sauer, ruft beim Pflegedienst
an undbeschwert sich über die aufdringliche Post. Er stellt klar: Die Versorgung passt doch. Doch der
Dienstleister lässt nicht locker. Frau IngridP. drehe nur mal hin undwieder die Gassirunde mit dem
Hund, übernehme aber de facto keine Grundpflege. Eine zuverlässige Basis für die ordentliche
Versorgung sei das nicht. Ingrid selber sieht das genauso. Sie nimmt also ihrerseits Kontakt zu dem
professionellen Pflegedienst aufundschildert ihre Situation. Sie gehe gerne mit dem Hundraus oder mal
einkaufen, aber sie werde keine Pflege übernehmen. Das habe sie auch Dieter gesagt. Dieter merkt: So
kommt er nicht weiter. Der neue Plan: Er gibt die Mutter erst einmalfür drei Wochen in Kurzzeitpflege.
Einen Termin hat er bereits mit der Station vereinbart. Die derart Abgeschobene erfährt erst am Tag der
Einlieferung von seinen Plänen. Dieter hat ihr vorsorglich nichts gesagt. Damit er sich nicht mit ihrer
Lamentiererei rumärgern muss. Die Alte sollmachen, was er willundbasta. Nach drei Wochen, so malt
sich der Sohn aus, kommt sie aufgepäppelt wieder zurück. Das Pflegegeldwirdfließen. Schon melden sich
die ersten Wünsche wieder zu Wort. Dieter informiert Ingrid, dass sie die nächsten Wochen nicht mehr
kommen braucht, weilMuttern in Kurzzeitpflege kommt.
Ingridwill das nicht glauben. Sie weiß, wie gerne Annegret zu Hause ist. Sie fasst sich ein Herz und
spricht mit ihr. Die alte Nachbarin bricht in Tränen aus. Maßlos enttäuscht, dass ihr Sohn sie nicht über
seine Absichten informiert hat.
Ingrid will helfen.
Sie ruft die Nummer des städtischen
Betreuungsdienstes an undschildert den Fall. Der freundliche Mitarbeiter hat auch gleich am selben Tag
noch Zeit, um Annegret zu besuchen. Auch der Pflegedienst ist bei diesem Gespräch mit anwesend. Der
kompetente Herr klärt Annegret über ihr Recht aufundauch darüber, dass gegen ihren Wunsch keine
Verlegung in ein Heim möglich ist – egalob nur kurz oder für immer. Die Seniorin wirdauch darüber
belehrt, dass sie – wenn sie mit der Handlungsweise ihres Sohnes nicht einverstanden ist - einen offiziellen
Berufsbetreuer erhalten kann, der sich um Ihre Angelegenheiten undWünsche kümmert.
Annegret zögert. Sie hat Angst. Dieter wirdimmer so laut, wenn sie nicht nach seiner Pfeife tanzt. Und
was, wenn der zweite Sohn sie ebenfalls verlässt? Trotzdem. Dass er sie jetzt ins Heim geben will, das geht
der Mutter doch zu weit. Blut ist zwar dicker als Wasser, aber Annegret möchte unbedingt wieder
Kontrolle über ihre Wünsche undihre Finanzen erlangen.
Dieter hingegen ist stinksauer auf Ingrid, weil sie das Betreuungsamt eingeschaltet hat. Er erteilt ihr
Hausverbot, klemmt die Klingelam Haus seiner Mutter ab undfordert den Pflegedienst auf, nach jedem
Einsatz abzuschließen. Annegret kann somit auch keinen Besuch mehr empfangen, da sie die Türe selbst
nicht öffnen kann. Ingriddarfdas Haus nicht mehr betreten. Um den Hundkann sie sich auch nur noch
dann kümmern,
wenn ihr der Zugang gewährt wird.
Dem Pflegedienst sind ohne die
Kostenübernahmebestätigung von Dieter die Hände gebunden. Mehr als eine keineswegs ausreichende
Minimalversorgung darf er nicht betreiben. Der Sohn kommt nur alle paar Wochen vorbei. Der nette
Herr vom Betreuungsamt kann nicht aktiv werden, solange Annegret immer wieder einen Rückzieher
macht und das Formular auf Betreuung nicht unterschreibt. Derweil wird der Kühlschrank immer
leerer. Unddie Versorgungslage von Annegret immer desolater.
Wie die Geschichte endet, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.
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